Mein Hund heißt Taiki und er kommt aus Litauen. Sein genaues Alter ist unbekannt, er ist geschätzt ca. 10 Jahre alt. Er ist ca. 35 cm hoch und wiegt ca. 7 kg.
Als er zu uns kam, hatte er noch alle vier Beine, sein linkes Hinterbein war jedoch verdreht und er nutzte es nicht. Bei den Untersuchungen stellte sich heraus, dass sein Hinterbein im Knie vor längerer Zeit so zerstört wurde, dass es nicht mehr wieder in seiner Funktion wieder hergestellt werden kann. Ein paar Wochen nach seiner Ankunft bei uns wurde dann sein Bein amputiert, damit es ihn nicht mehr beim Laufen stört. Er musste es nämlich mühselig beim Laufen hoch halten.
Schon bevor er zu uns kam, stand im Raum, dass er das verdrehte Bein mit hoher Wahrscheinlichkeit amputiert bekommen muss. Es war also schon vorher klar, dass wir einen dreibeinigen Hund haben werden. Ich hatte Sorge, dass er sich kaum oder nur sehr schlecht mit drei Beinen wird fortbewegen können. Ich hatte Angst, dass seine Lebensqualität dadurch beeinträchtigt sein wird. Ich musste, als er dann bei uns war die endgültige Entscheidung treffen, dass das Bein amputiert wird. Es war schon eine schwerwiegende Entscheidung, aber sowohl mein Tierarzt, meine Hundephysiotherapeutin und meine Hundetrainerin haben mich in der Findung der Entscheidung sehr unterstützt. Meine „Restangst“ vor der Amputation war trotzdem, ob Taiki es selber so gewollt hätte, dass sein Bein „ab“ kommt. Mir hat es geholfen Abschied von dem optisch intakten amputierten Bein zu nehmen, indem ich es beerdigt habe. Es war 10 Jahre Teil seines Körpers und gehörte definitiv nicht in den Müll.
Die ersten Tage nach der Operation waren etwas anstrengend, da er nun Schmerzen hatte, die ich ja irgendwie verursacht habe, weil ich diejenige war, die entschieden hatte, dass sein Bein amputiert wird. Aber nach wenigen Tagen und mit Beginn der Physiotherapie begann sich sein Körper und sein Gangbild stetig zu verbessern. Ab da war klar, dass es die richtige Entscheidung war zu amputieren und er immer besser laufen konnte. Inzwischen ist er fast 10 Monate bei uns und ein fröhlicher kleiner Hundejunge, der jeden Tag mit Wälzen vor Freude im Körbchen beginnt und (bei trockenem Wetter 😉 super gerne Gassi geht. Er läuft auf seinen drei Beinen inzwischen problemlos ca. 30-45 min.
Wir haben insbesondere für später schon einen Rolli angeschafft, mit dem wir dann jetzt mit dem Training anfangen wollen. Er soll den Rolli kennenlernen, bevor er im Notfall vollständig auf ihn angewiesen wäre. Mit dem Training für den Rolli war ich bislang noch zögerlich, ich hatte die Befürchtung, dass er schlechte Erfahrungen mit dem Rolli macht.
Ansonsten haben wir für längere Strecken einen Hundebuggy und einen Rucksack, die er beide problemlos von Anfang an genutzt hat.
Die Hunde machen sich selbst gar keine Gedanken, ob sie denn nun drei oder vier Beine haben. Sie leben im Jetzt und versuchen sich einfach mit ihrem Körper, so wie er denn nun mal ist fortzubewegen. Das klappt in unserem Fall deutlich besser, als ich es mir vorher vorstellen konnte. Und ansonsten lebt man einfach in der Lage und nimmt einen Hundebuggy oder einen Rucksack für den Hund mit – Hauptsache er ist mit dabei. Ein dreibeiniger Hund kann genauso Lebensfreude haben wie jeder andere Hund mit vier Beinen. Die Frage ist einfach, was man draus macht. Ich bin mit keinerlei Erwartungen an die Sache dran gegangen, ich habe mir nur gewünscht, dass er glücklich und schmerzfrei ist und wir unterstützen ihn, dass er so mobil wie möglich ist. Ein dreibeiniger Hund braucht zwar manchmal etwas mehr Unterstützung, aber das brauchen Hunde im hohen Alter auch. Insofern sollte man es sich ruhig trauen, einen dreibenigen Hund aufzunehmen. Im Leben muss nicht alles perfekt sein, um glücklich zu sein.
